Im Kloster Samdup im unteren Dzagog
Padampa Sangye, der Begründer des Shije, welche als die Grundlage des dChöd gilt
Kyabje Dorjechang, ein Hauptlehrer von Lodrö Rinpoche.
nach einem Thanka
Zu einer Zeit, als in Europa der Barock blühte, Newton seine physikalischen Theorien erforschte und Händel seine Sinfonien komponierte, als sich in China die letzte grosse Dynastie, die Qing konsolidierte, gründete der tibetische Meister Ngawang Phüntsog in Osttibet, im Gerölltal, einem wilden Flussabschnitt des Tsangpo, mehrere Klöster. Ngawang Phüntsog war in Lhasa ein Schüler des 5. Dalai Lama und in seiner Heimat in Osttibet bekannt als Dza Chö Je, der Dharmaherr des Gerölltals. Er dachte sich wohl, dass die wilde Gegend viel geistigen Einfluss brauche. Als er das Dreizehnte Kloster gründete, sprach er, jetzt sind alle meine Wünsche erfüllt. So wurde das der Name des letzten Klosters im unteren Talabschnitt: Das Wunscherfüllende Kloster, Samdup Gompa.
Zur Zeit der Französischen Revolution, als Goethe und Schiller wirkten und Beethoven und Mozart ihre grossen Werke schufen, kam ein Chödmeister auf seiner Wanderschaft ins Kloster Samdup im unteren Gerölltal. Tenbel Ngodrup Ralla Rinpoche, geboren 1773, ein Tulku im Klosters Samdup, fand Gefallen an Chökor Gendün Tenbhel Gyaltsen, dem wandernden Meister und bat ihn zu bleiben und zu lehren. Gushab Ralla selbst, war ein Schüler von Taphu, dem grossen Überlieferer der Chintamani-Tara Tradition, der auch selber in der Chintamani-Tara Überlieferungslinie erscheint.
Als Chökor Gendün Tenbhel Gyaltsen seinen Körper verliess, suchte Ralla Tenpel Ngodub Rinpoche nach einem Nachfolger, einer Wiedergeburt. Mit dieser Wiedergeburt, mit Lobsang Jampa Tenbel, wurde die Linie der Lodrö Rimpoche gegründet, er gilt als zweiter Tulku der Linie. Lobsang Jampa Tenbhel wirkte vorerst als Manager für Ralla Rinpoche, später wurde er ein berühmter Lehrer und Chödmeister. Sein Chöd-Lehrer war Yeshe Tsültrim. Ein Schüler von Jampa Tenbel war der Chöd Historiker Dharmasenge, der unter anderem eine Geschichte des Chöd verfasste und einen Band über die 21 Samayas der Machig Labdrön. Lobsang Jampa Tenbel Rinpoche verfasste auch eine Anzahl Texte zum Chöd, zum Beispiel Einweihungstexte zu einzelnen Dakinis, die sonst nur in der Gruppe erscheinen. Diese Texte sind aber weitgehend verschollen. Lobsang Jampa Tenphel praktizierte, wie sein Vorgänger, Chöd gemäss der Kargyu Tradition, bekannt als Tsogleh. Man muss bedenken, dass Chöd zu dieser Zeit ein eigenständiges Praxissystem war, das auf der Tradition des Shije basierte. Lobsang Jampa Tenbel wurde als Chöd Meister weit über die Grenzen des Gerölltals hinaus bekannt und berühmt, es wurde gesagt, dass er eine Emanation des Padampa Sangye sei, des Begründers der Shije Bewegung und Lehrer der Machig Labdrön. Die Anhänger des Chöd und des Shije lebten nicht in Klöstern der eigenen Schule, sondern zogen eher durch die Länder, Berge, Einöden und Wildnisse, eben wie Meister Chökor Gendün Tenbhel Gyaltsen.